Die Kunst des Zuhörens

Ich will gehört werden! Dieser Satz höre ich sehr oft in der Praxis. 

Egal ob in der Partnerschaft, in der Firma, innerhalb der Familie oder im Freundeskreis,  gehört zu werden ist ein Grundbedürfnis, das jeder von uns hat und auf unterschiedliche Art und Weise einfordert. Hinter diesem Bedürfnis steht auch der Wunsch nach Akzeptanz, Verständnis, Respekt und gesehen werden.

Die Frage ist aber:
kannst du auch zuhören? und wenn ja – wie hörst du zu?

Hörst du zu, um deinen Gegenüber zu verstehen oder hörst du zu, um zu antworten?

Da die zwischenmenschliche Kommunikation – besonders bei Konfliktgesprächen – nicht immer optimal abläuft, ist das Zuhören meistens da, um die Aussagen des Gegenübers so schnell wie möglich zu verstehen um wieder eine Antwort parat zu haben bzw. ein Gegenargument zu finden, oder sich zu rechtfertigen, sich zu verteidigen oder so schnell wie möglich eine Lösung zu präsentieren.

Dabei ist das Zuhören können total spannend, denn du kannst, zuhören auch wenn es still ist, du kannst auch zwischen den Zeilen “hören” und du kannst einen tiefen Atemzug hören. Alles ist Kommunikation und alles hat eine Bedeutung.

ABER: Das was du gehört und verstanden hast, muss nicht unbedingt das sein, was gesagt und gedacht wurde.

Ein häufiges Problem…. aber warum?

Du hörst jemanden zu und diese Worte fließen durch viele unterschiedliche Filter deines Universums (deine sicht der Welt). Deine Werte, (Vorurteile) Urteile, Erfahrungen, vorgefertigte Meinungen, Glaubenssätze und Muster und vorallem deine Laune beeinflussen die Botschaften, die gerade ausgesprochen wurde. Deshalb ist es nicht unbedingt gesagt, auch wenn du konzentriert zugehört hast,  dass du dein Gegenüber verstanden hast.

In der Praxis erlebe ich bei Paaren oft die Situation, wo der Mann seiner Ehefrau mit den Ohren zuhört, aber das Gehirn ist schon damit beschäftigt eine Lösung für das “Problem” zu finden.

Tatsache ist, dass viele von uns Schmerzen vermeiden wollen und wenn jemanden, den wir lieben, trauert, tut es UNS weh. Deshalb suchen wir nach einer Lösung, ohne uns vorher zu erkundigen, ob das wirklich gewünscht ist.

Ich rate meinen Klienten, folgende Techniken anzuwenden:

  • Frag nach, ob das was du gehört hast, das ist was gemeint wurde.
  • Frag nach, was dein Gegenüber jetzt braucht. Vielleicht braucht er nur eine Umarmung.
  • Bitte dein Gegenüber, um zu wiederholen was du gerade gesagt hast. Z.B. Kannst du mir bitte sagen, was du verstanden hast?
  • Um eine Aussage besser verstehen zu können, stelle Fragen: z.B. wie meinst du das?

Das was gesagt wird, gehört zum “Universum” (Sicht der Welt) deines Gegenübers. Du kannst diese Aussage annehmen oder auch nicht. Lerne für dich Aussagen, stehen zu lassen. Nicht alle Aussagen verdienen eine Antwort.

Verbinde dich mit deinem Umfeld durch das empathische Zuhören. Bleibe neugierig und offen für andere Meinungen, stelle Fragen und lerne das Universum (die Sicht seiner Welt) deines Gegenübers kennen, lass dich inspirieren.

Genieße es!